So, heute verlassen wir erst einmal Tokyo. Unser neues Reiseziel ist Nagoya. Hier wollen wir unsere Freunde vom Aikido besuchen und zusammen trainieren. Ich bin mal gespannt…!
Da wir aber gerade im Zug sitzen, nutze ich mal die Zeit, um etwas über Details zu verlieren, die in der Regel nicht bebildert werden können. Anfangen möchte ich mit einem besonders hervorstechenden Detail.
In Tokyo hat es eigtl. seit dem ersten Tag geregnet; es war zwar warm, aber permanent nass. Am Anfang war es noch amüsant. Es kamen so Sprüche wie “…habe wir wohl Regenzeit gebucht…!”, “Nach dem Regen kommt die Sonne!” oder diversem anderen Sarkasmus. Als dann aber noch der Taifun angekündigt wurde und die ersten Schäden entstanden, war der Sarkasmus dann recht schnell vorüber. Trotz all dessen, haben wir unser geplantes Programm, das aus Training und Training und Sightseeing bestand, durchgezogen. Egal was da vom Himmel kam, wir sind zu Fuß raus und haben Bilder geknipst, in Kneipen gegessen und vieles Pfützen mitgenommen.
Bedauerlicherweise gab es Tage an denen der Regen tatsächliche keine Pause gemacht hatte. Das fing dann Nachts an und hielt sich bis in die nächste hinein. So etwas zehrt dann an den Knochen – ganz ehrlich! Das ganze hatte dann auch noch den bitteren Beigeschmack der ewig nassen Klamotten. Das ist übel…, die Japaner stehen ja furchtbar auf Klimatisierung. Die kühlen alles runter, egal was! Man hat sogar das Gefühl, dass die ihre Nahrungsmittel eher gefrieren statt kühlen. So kommt es halt immer dazu, wenn man einen Laden oder Lokal betritt, dass man gegen eine Kältewand rennt. Das und die Kombination mit der ewigen Nässe hat dann dummerweise den Effekt, dass man sehr schnell unterkühlt. Das muss man sich mal vorstellen… Man geht nur schnell mal was zum Mittagessen in eine Sushi-Bar und muss sich dafür Kilometerweit dicke Jacken mitnehmen. Hier habe ich mir schon das eine oder andere Mal einen Schnupfen geholt.
Mein persönliches Nässeproblem an dem Ganzen war aber eher die Schuhe. Da ich nur ein Paar mitgenommen hatte, wurden die auch ganz schnell nass und blieben das auch. Ich hatte keine Möglichkeit, die trocken zu legen. Im Hotel gab es zwar einen Trockner, aber das ging schief. Hier kurz eine Geschichte dazu.
Am Abend – oder besser in der Nacht; Zeitverschiebung kann schon böse sein – dachte ich mir den pragmatischen Weg der Trocknung mit einem vor dem Hotel aufgebauten Trockner zu versuchen. Ich nahm also meine Schuhe, 100Yen und steckte alles da rein. Nach etwa einer Viertelstunde kam dann der Hotelbesitzer raus und schaute verdutzt in den Hof, weil er bei seiner nächtlichen Ruhe vom Schlagen meiner Schuhe in der Trommel geweckt wurde. Er war also schon, das, was man negativ vorbelastet nennt 😉 . Als ich dann dazu kam und ihm versuchte zu erklären, dass ich da meine Schuhe dort trocknen wollte, ist er für japanische Verhältnisse alles andere als amüsiert gewesen. Er hat mir zu verstehen gegeben, dass das absolut nicht geht, indem er die Trocknertür aufgerissen hatte und wild mit den Händen fuchtelte. Ich habe dann meine Schuhe herausgenommen und von ihm sogar das Geld wieder bekommen. Ich habe mich nach japanischer Art tausendmal mit der gängigsten Bewegung “Verbeugung” und dem Wort “sumimasen” entschuldigt. Er redet jetzt nicht mehr mit mir – zumindest nur das Nötigste.
(Keine Sorge, das Thema Regen vergesse nicht – wie auch, es war ja über all nass)
Aber nun muss ich unbedingt was zum Thema japanische Reinlichkeit verlieren. Kloschuhe! Die japanischen Kloschuhe sind für mich der absolute Hit. Das muss man sich einfach mal vorstellen…, wenn man auf Klo gehen will, tauscht man seine aktuellen Schuhe gegen die über all vor der Klotür stehenden Kloschuhe. Dann kann man damit den Raum betreten. Wenn man alles erledigt hat, zieht man wieder seine normalen Schuhe an und geht seines Weges. Man kann sich sicherlich vorstellen, dass das nerven kann, wenn man in Europa aufwächst. Aber ja… wir wollen hier ja keinen auf den Schlipps treten 🙂 Der Hintergrund davon ist eigtl. nur wieder die stetige Reinlichkeit der Japaner. Sie wollen einfach den Raum außerhalb des Klos nicht verunreinigen.
(Also zurück zu meinen Nassen Schuhen und dem Regen 😉 )
So, nun, wo klar ist, warum ich mit meinen Schuhen nicht in den Trockner durfte, blieb mir nichts anderes übrig, die Schuhe irgendwo ab zu stellen. Draußen war das Gebläse der Klimaanlage, das warme Luft raus geblasen hatte. Hier haben wir dann alle angefangen unsere Schuhe hin zu stellen und versuchten damit diese zu trocknen. Leider waren meine Schuhe schon so nass, dass das man sie fasst auswringen konnte. Die Sohle war durch, der Kleber löste sich langsam und das schlimmste… der Gestank nahm immer mehr zu. Die Trocknungsmethode und der Versuch den Föhn zu missbrauchen führten zu nichts. So musste ich also jeden Morgen wieder in pitsch nasse Schuhe steigen. Das ist eklig! Meine Socken reduzierten sich von Tag zu Tag. Schlimmer war aber, dass das Stehen in den Schuhen über den Tag in die Nacht hinein dazu führte, dass meine Sohlen immer mehr aufweichten und dabei dieser leichte Verwesungsgeruch entstand. Man kann mir ruhig glauben, wenn ich gestehe, dass es mir äußerst unangenehm war. Schon das bloße anfassen der Schuhe von außen führte zu stinkende Finger. Umso lustiger war’s, als ich denn endlich nach Tagen einen Schuhladen gefunden hatte, in dem ich ein oder zwei Schuhe ausprobieren wollte 😉 (nun ist alles wieder gut… habe neue Schuhe, gewaschene, aufgequollene Füße )
Ein anderes Detail will ich hier noch erwähnen… und wirklich nur ganz kurz…
Unsere Gruppe heißt nun “Rainbow warriors”. Warum? In der Bahn irgendwo auf einem der Tripps durch Tokyo, viel Schlatt ein, dass er immer bezeichnende Namen für Gruppen hatte, die sich aus einer Hervorstechenden Situation oder einem anderen Merkmal auf tun. Da es uns nun suboptimaler Weise mit extrem viel Regen erwischt hatte; die Sonne lange nicht in Sicht, viel das Wort “Regenbogen” (was ein sehr guter Begriff ist, wenn man das Zustandekommen des Bogens kennt). Damit dann auch die Japaner, die Englisch können, wussten, dass wir Gayjins zum Beispiel gemeinsam den Zug verlassen wollen, nannten wir uns dann nun “Rainbow”-Gruppe. Nach einer Weile dann auch “Rainbow-Warriors”.
Oh man! Jetzt könnte ich noch stunden lang schreiben, aber irgendwann muss erstmal Schluß sein. Die Reise ist ja auch lange noch nicht zu Ende.